ODER: MIT ASKA AUS ALASKA AUF DEN PIZ BUIN
Bereits einen Tag vor Tourenstart bin ich gemütlich nach Oberstdorf angereist und habe eine Nacht im Tal verbracht um am ersten Tag ausgeruht und fit in die 6-tägige Hüttenwanderung starten zu können.
Am Vormittag stand das Treffen der Gruppe an der Alpinschule Oberstdorf an. Als Bergführerin sollte uns Erika begleiten, die ihre Husky-Hündin Aska dabei hatte. Aska war direkt von Beginn der Tour die stille Anführerin und Motivationshilfe und sollte im Laufe der Reise immer wieder für komische, aber auch spannende Momente sorgen.
Die Gruppe, 10 Teilnehmer plus Bergführerin und Hund, war ein bunter Haufen und verstand sich auf Anhieb sehr gut, so dass sich eine unkomplizierte und gelöste Stimmung durch die ganze Woche zog.
Nach dem obligatorischen Wiegen der Rücksäcke und einer kleinen Vorstellungsrunde machten wir uns direkt auf den Weg zum Bahnhof um mit dem Bus ins Kleinwalsertal zum Startpunkt der Tour zu fahren. Bei leicht bewölktem Himmel ging es zunächst durch das relativ flache aber wunderschöne Gemsteltal zur Hinteren Gemstelhütte. Hinter der Hütte wird der Weg zunehmend steiler und man benötigt ungefähr eine Stunde hinauf bis zur Widdersteinhütte am Fuße des Großen Widdersteins. Nach einer Einkehr folgte der kurze und einfache Abstieg nach Warth, wo schon ein Kleinbus auf uns gewartet hat um uns nach Zug ins Lechtal zu fahren. Dort sollte der erste Tag gemütlich in einem Gasthof ausklingen.
Der zweite Tag begrüßte uns mit strahlend blauem Himmel und klarer Luft. Vorbei am Fischteich ging es sanft ansteigend durch das stille Tal zum Stierloch auf knapp 2000m. Zur Ravensburgerhütte, von der man einen wunderschönen Blick auf den Spullersee hat, war es dann nur noch ein Katzensprung. Nach einer Erfrischung auf der Terasse folgte dann an den Abstieg, vorbei am See, in Richtung Langen am Arlberg, wo wir gegen Mittag und bei mittlerweile sehr warmen Temperarturen ankamen und unsere Trinkflaschen bei einer sehr netten Frau im Garten auffüllen durften. Vorbei am Bahnhof liefen wir dann zum zweiten Anstieg des Tages hinauf zur Kaltenberghütte. Nach ungefähr Zweidrittel des Weges kehrten wir noch auf der Oberen Bludenzer Alpe ein. Die Alpe ist sehr klein und ursprünglich, aber dafür umso herzlicher und gemütlicher. Für einige aus der Gruppe gab es dort noch eine kleine private Schnaps- und Likörverköstigung von der Chefin persönlich. Die Kaltenberghütte erreichten wir am Nachmittag und waren froh nach diesem heißen Tag die Füße in der kühlen Abendstimmung hochlegen zu können. Der Sonnenuntergang und der Blick auf die umliegenden Berge und hinunter ins Tal war wunderschön. Geschlafen wurde hier in gemütlichen Bettenlagern, begleitet vom unermüdlichen Plättschern des Brunnen vor der Hütte.
Am dritten Tag ging es schon früh steil bergauf zur Krachelspitze auf ca. 2700m. Dazu mussten auch einige Altschneefelder gequert werden. Oben angekommen wurden wir mit einer grandiosen Fernsicht belohnt. Auch an diesem Tag sollte das Wetter mitspielen und uns einen blauen Himmel schenken. Ein kurzer aber anspruchsvoller Abstieg führte uns zum türkisfarbenen und glasklaren Gletschersee, welchen wir umrundeten um den gegenüberliegenden Anstieg zum Gestanzjoch anzugehen. Mit Blick auf den Pateriol ging es von dort aus an den langen Abstieg zur Kontanzer Hütte. Die Vegetation änderte sich zunehmend und es wurde immer grüner und vielfältiger um uns herum. Die sehr schöne und unerwartet moderne Hütte erreichten wir gegen Nachmittag. Auch hier verbrachten wir die Nacht in Bettenlagern, aber nicht ohne noch gemütlich und lustig zusammen die Abendstimmung auf der Terasse zu genießen.
Auch der vierte Tag startete mit blauem Himmel. Fast den gesamten Vormittag schlängelte sich der Weg durch das anfangs schattige aber später sonnige und grüne Schönverwalltal an dessen Ende wir eine ausgiebige Pause im Gras gemeinsam mit unzähligen Murmeltieren eingelegt haben. Schon von Beginn an der Tour begleiteten uns die Warnpfiffe dieser süssen Tierchen. Immer wenn Aska vorraus lief warnten sich ganze Stämme von Murmeltieren mit diesen charakteristischen Pfiffen vor der vermeindlichen Gefahr. Weinbergschnecken haben diese Fähigkeit leider nicht, die hat Aska nämlich des öfteren zum Frühstück verspeist, Murmeltiere dagegen nicht. Nach der Pause folgte ein kleiner Anstieg auf dem Weg zur Neuen Heilbronner Hütte, wo wir eine kleine Einkehr geplant hatten. Nach einem Erfrischungsgetränk und frisch aufgelegter Sonnencremé ging es weiter zur Verbella-Alpe zum Mittagsessen. Bretteljausen mit Speck und Käse standen hier auf dem Programm. Anschliessend ging es vorbei am Wiegensee zum Stausee Koops. Mit dem Postbus fuhren wir dann auf der Hochalpenstrasse bis zur Biehlerhöhe am Silvrettastausee. Der Nachmittag hatte es dann noch ein mal in sich. Vorbei am See ging es auf dem wunderschönen Wanderweg eine gefühlte Ewigkeit tief ins Tal hinauf zur Wiesbadner Hütte, unserer Unterkunft für die nächsten zwei Nächte. Erschöpft und glücklich blickten wir von der Terasse zum Ochsentalgletscher und zum Gipfel des PizBuin. Noch vor dem Abendessen erfolgte die Ausgabe der Klettergurte und Steigeisen, welche für den nächsten Tag Bestandteil unserer Ausrüstung sein sollten. Voller Vorfreude und Aufregung fielen alle nach dem Abendessen schon früh in ihre Betten.
Der Höhepunkt dieser Tourenwoche stand am fünften Tag mit der Besteigung des Piz Buin an. Leider hatte das Wetter umgeschlagen, so dass wir uns bei tiefhängenden Wolken am frühen Morgen auf den Weg zur Grünen Kuppe machten. Aus dem Tal waren noch zwei weitere Bergführer zu unserer Gruppe gestossen um die Möglichkeit zu haben in zwei Seilschaften zu gehen. Schon in der ersten Stunde auf dem Weg zum Gletscher fing es an zu regnen. Nun hieß es zum ersten Mal in dieser Woche die Regenhosen und Regenjacken aus den Rucksäcken zu holen. Am Eintieg des Gletschers teilten wir uns in zwei Seilschaften auf. Die Steigeisen waren nicht notwendig, da es eine dicke Schneeschicht auf dem Eis gab. In den nächsten zwei Stunden kämpften wir uns durch den Regen und Wind bis zur Buinlücke an der Grenze zur Schweiz auf knapp 3000m Höhe. Durchgefroren und durchnässt standen wir am letzten Anstieg zum Gipfel, welcher eine weitere Stunde durch loses Geröll bedeutet hätte. Gemeintschaftlich entschlossen wir uns aber für den Abbruch der Gipfelbesteigung, und den Rückweg, da es bei diesen Witterungsbedingungen einfach zu gefährlich gewesen wäre weiter aufzusteigen. Der Abstieg über den Gletscher war dann noch mal lustig und spannend zu gleich. Als letzter in unserer Seilschaft bin ich dann noch bis zur Hüfte in eine Gletscherspalte gefallen, konnte mich aber dank Eispickel zur Belustigung der Gruppe selber herausziehen. Die letzten Meter hinab ging es dann ohne Seil, dafür aber in großen Mamutschritten durch den kniehohen unberührten Schnee rasant bergab. Was für ein Spaß. Um eine große Erfahrung reicher und voller Respekt schauten wir zurück auf den Gletscher und den Berg. Auf dem Rückweg zur Hütte nahmen wir dann noch einen Umweg über mehrer Eisfelder und vorbei an Wasserfällen. Am Nachmittag trafen dann alle Gruppen wieder auf der Terasse der Hütte zusammen und philosophierten über diesen spannenden Tag. Auch wenn wir diesmal nicht am Gipfel waren, überwog ein Glücksgefühl und von Enttäuschung war keine Spur. Auch Aska hatte ihren Spaß im Schnee gehabt und war in der zweiten Seilschaft mit aufgestiegen. Verrückter Hund.
Geschafft und etwas traurig darüber, dass diese Woche so schnell verflogen war, standen wir alle am letzten Morgen für ein Gruppenfoto zusammen vor der Hütte. Etwas stiller als sonst folgte dann der Abstieg über die Fahrstrasse zurück zur Biehlerhöhe. Von dort aus ging es dann mit dem Postbus über unzählige Serpentinen hinunter nach Partennen, wo wir in einen von der Alpinschule organiserten Kleinbus umgestiegen sind, der uns dann bis nach Oberstdorf gebracht hat. Auch wenn wir alle mit dem Piz Buin noch eine Rechnung offen haben, war diese Tour eine tolle Erfahrung. Vier Tage grandioses Wetter, eine tolle Stimmung und wunderschöne Landschaften waren unsere Begleiter. Für mich folgte ein Ruhetag in Oberstdorf bevor es in eine weitere Wanderwoche mit der Alpinschule Oberstdorf gehen sollte…
Hier ein paar Eindrücke dieser Tour:
Der Weg durch das Gemsteltal
Der Weg hinunter nach Warth
Am Morgen im Lechtal
Auf dem Weg zur Ravensburger Hütte
Blick auf den Spullersee
Bei wolkenlosem Himmel vorbei am Spullersee zum Abstieg nach Langen am Arlberg
Eine aufmerksame Murmeltierfamilie
Über wunderschöne Wiesen mit grandiosem Bergblick
Vorbei an unzähligen glücklichen Kühen
Ausblick von der Oberen Bludenzer Alpe
Abendstimmung an der Kaltenberghütte
Morgenstimmung an der Kaltenberghütte
Blick hinauf zur Krachelspitze
Blick zurück zur Kaltenberghütte im Anstieg
Über kleinere Schneefelder…
…rauf zur Krachelspitze
Vorbei am Gletschersee zum Gestanzjoch
Der Abstieg zur Konstanzer Hütte
Unser Tagesziel – Die Konstanzer Hütte
Im morgentlichen Schönverwall
Auch Aska aus Alaksa (mit eigenem Rucksack unterwegs) braucht mal eine Pause
Mittagpause an der Verbella Alpe
Der Weg zur Wiesbadner Hütte mit Blick auf den Piz Buin
Die Wiebadner Hütte kommt in Sichweite
Blick auf die Grüne Kuppe und den dahinterliegenden Ochsentalergletscher
In der Seilschaft im Anstieg auf dem Gletscher
Blick zur Piz Buin Lücke und Piz Buin
An der Piz Buin Lücke
Auf dem Rückweg
Abstieg zur Biehlerhöhe
Gruppenfoto zum Abschluss der Tourenwoche